Was ist die Telematikinfrastruktur

Weg vom Papier, hin zum digitalen Datenaustausch: schnell und vor allem sicher – mit der Telematikinfrastruktur. Wir erklären Ihnen, was genau dahintersteckt.

Die Telematikinfrastruktur, kurz TI, ist ein digitales Netzwerk, das alle Beteiligten des Gesundheitswesens miteinander verbindet – beispielsweise die Arztpraxis mit dem Krankenhaus, der Apotheke und dem Pflegebetrieb. Sie ist die Datenautobahn für einen schnellen und sicheren Austausch von hochsensiblen Daten aus verschiedenen Quellen. All das, was heute in Papierform passiert, wird zukünftig über diese digitale Datenautobahn abgewickelt.

Der Begriff „Telematik“ setzt sich aus den beiden Wörtern „Telekommunikation“ und „Informatik“ zusammen und beschreibt die Verbindung verschiedener IT-Systeme im Gesundheitsbereich. Alle Akteure des deutschen Gesundheitswesens sollen digital miteinander vernetzt werden, damit hochsensible Gesundheitsdaten schnell, zuverlässig und vor allem sicher übertragen und standardisiert ausgetauscht werden können.

Ziel der Telematikinfrastruktur ist es, die Digitalisierung des Gesundheitswesens flächendeckend für ganz Deutschland voranzutreiben und bisher analoge Prozesse zu digitalisieren. Dies soll mit Hilfe von Fachanwendungen umgesetzt werden, die das Herzstück der TI bilden. Zentrale Anwendungen sind beispielsweise die eVerordnung bzw. das eRezept, die elektronische Patientenakte (ePA) und der elektronische Medikationsplan (eMP).

Alle medizinisch relevanten Daten eines einzelnen Patienten sollen so in Zukunft digital abrufbar sein, um die Effizienz, aber vor allem auch die Qualität der medizinischen Versorgung in Deutschland zu verbessern. Die TI mit ihren Fachanwendungen bildet somit den Grundstein für ein digitales Gesundheitswesen.

 

Auf welcher Grundlage fußt die Telematikinfrastruktur?

Eine erste Erwähnung findet die Telematikinfrastruktur im Jahr 2004 durch eine gesetzliche Verankerung im GKV-Modernisierungsgesetz. Seitdem hat die Bundesregierung mehrere Gesetze auf den Weg gebracht, die sich immer weiteren Detailfragen gewidmet haben, wie das E-Health-Gesetz (2016), das Digitale-Versorgung-Gesetz und das Patientendaten-Schutz-Gesetz (beide 2020).

Für einen sicheren Betrieb der TI ist die „Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte“ (gematik) verantwortlich, deren Gesellschafter unter anderem das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und der GKV-Spitzenverband (GKV SV) sind.

Grundsätzlich gilt: Der Anschluss an die TI wird früher oder später für alle Beteiligten des Gesundheitswesens Pflicht.

 

Wer sind die Teilnehmer der TI? Ab wann kann ich einsteigen?

Ziel der TI ist es, alle Akteure des Gesundheitswesens in der digitalen Infrastruktur zu vereinen. Dazu gehören Ärzte und Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser, Rehaeinrichtungen, Apotheken, die Versicherten und alle weiteren Leistungserbringer wie Pflegebetriebe, Heilmittelerbringer und Hilfsmittelanbieter.

Seit mehr als drei Jahren werden immer mehr Berufsgruppen an die Telematikinfrastruktur angebunden und nach und nach mit den neuen Diensten ausgestattet. Nach den bereits vernetzten Ärzten, Psychotherapeuten und Kliniken wurden zuletzt Apotheken mit dem Netzwerk verbunden. Als nächstes steht die Anbindung von Pflegeeinrichtungen, Physiotherapeuten und Hebammen auf dem Plan, gefolgt von den übrigen Heilmittelerbringern und Hilfsmittelanbietern.

Grundsätzlich gilt: Die Anbindung an die TI ist für alle Akteure im Gesundheitswesen früher oder später verpflichtend. Dafür gibt es, gesetzlich verankert, zwei Arten von Anschlussfristen: Freiwillige und verpflichtende, die derzeit wie folgt festgelegt sind:

 

  • Seit 2020: Pflege (freiwillig)
  • Seit 2021: Hebammen und Physiotherapeuten (frewillig)
  • 2024: Heilmittelerbringer und Hilfsmittelanbieter (freiwillig)
  • 2024: Pflege (verpflichtend)
  • 2026: Heilmittelerbringer, Hebammen und Hilfsmittelanbieter (verpflichtend)

Die freiwillige Anbindung von Hilfsmittelanbietern startet im Jahr 2024. Derzeit können die dafür erforderlichen Institutionsausweise (SMC-B) für Hilfsmittelanbieter seitens der Bundesdruckerei noch nicht ausgegeben werden. Des Weiteren muss die Refinanzierung des Zugangs geklärt sein, damit die Leistungserbringer bei diesem Schritt finanziell abgesichert sind. Dies wird aktuell vom Berufsverband verhandelt. Sobald diese Hürden überwunden sind, kann die digitale Zukunft für die Hilfsmittelbranche starten.

 

Allgemeiner Nutzen der TI

Die Telematikinfrastruktur (TI) ist das „Mammutprojekt“ des digitalen Gesundheitswesens, das alle Akteure miteinander verbinden soll. Doch wie sieht die Welt aus, wenn genau das passiert ist? Was soll diese Digitalisierung bringen und welche Vorteile ergeben sich schon jetzt?

Das verspricht die TI, kurz und kompakt:

Sicherer Austausch: Die Telematikinfrastruktur verspricht einen hohen Datenschutz durch rechtssichere Kommunikation im Gesundheitswesen und die Schaffung digitaler Standards. Denn Gesundheitsdaten sind sehr sensible Daten, die in jedem Fall geschützt werden müssen. Die Nutzung der TI ist nur mithilfe einer eindeutigen gesicherten Identifizierung möglich, alle Daten werden mehrfach verschlüsselt übertragen und die technischen Komponenten werden von der gematik geprüft und zertifiziert. Die TI ist somit eines der weltweit sichersten Netzwerke.

Prozessoptimierung: Die TI sorgt im Arbeitsalltag für Zeitersparnis und mehr Schnelligkeit, da individuelle Informationen zu Patienten nur noch einen Klick entfernt sind. Ärzte, Krankenhäuser oder Apotheken müssen bei der Suche nach einem Dokument nicht mehr durchtelefoniert werden und Rückfragen per Post gehören ebenso der Vergangenheit an. Alle Informationen sind mit nur wenigen Mausklicks direkt verfügbar.

Bessere Patientenversorgung: Große Pluspunkte der Telematikinfrastruktur sind ein verbesserter Informationsaustausch zwischen verschiedenen Akteuren im Gesundheitswesen und die transparentere Einsicht in die Behandlungs- und Krankheitshistorie. Möglich wird dies durch die sogenannte Interoperabilität. Interoperabilität bedeutet, dass IT-Systeme problemlos, effizient und sicher miteinander kommunizieren können. Im Falle der TI bedeutet es, dass die Kommunikation mit anderen Kollegen, Krankenhäusern, Apotheken und weiteren Akteuren sektorübergreifend möglich ist.

Entbürokratisierung: Weitere Vorteile der TI sind weniger Bürokratie und eine größtenteils papierlose Verwaltung. Damit kein „Flickenteppich” mit verschiedenen Ideen, Projekten und Lösungen entsteht, wurde die Telematikinfrastruktur von Beginn an als gesamtdeutsches Projekt angelegt, um eine flächendeckende Vernetzung zu ermöglichen.

Kostenersparnisse: Die Anschluss- und Betriebskosten der TI sollen refinanziert werden. Für einige Berufsgruppen ist diese Refinanzierung bereits verhandelt, für die übrigen wird eine ähnliche Vereinbarung erwartet. Daher bringt die Telematikinfrastruktur jede Menge Vorteile und Verbesserungen, nahezu ohne finanziellen Mehraufwand. So soll sichergestellt werden, dass auch wirklich alle Beteiligten an die TI angeschlossen werden können.

Bei all diesen Punkten steht eine Frage im Vordergrund: Wie kann die Digitalisierung helfen, das Gesundheitssystem, d. h. die Versorgung von Patienten und den Arbeitsalltag von Ärzten, Heilmittelerbringern, Hilfsmittelanbietern und allen weiteren Akteuren, besser zu gestalten?

Die Antwort findet sich in der Ausgestaltung der TI: Nutzerfreundliche Anwendungen, eine vernetzte Kommunikation über Fachgrenzen hinweg, eine stärkere Einbeziehung und Transparenz für Patienten und eine fundiertere Behandlung aufgrund einer besseren Datenlage.

Tel.: (+49) 7392 97 22-0

Fax: (+49) 7392  97 22-22 / -23

E-Mail: info@ortheg.de